

Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.Wasser ist der Ursprung von allem.
Thales von Milet
Wasser = Lebenselixir
Sie kennen das Bild: Wenn ein Tropfen auf eine flache und ruhige Wasserfläche fällt, dann strahlt diese kreisförmig und wellenförmig aus. Es ist auch im outdoor so, unterwegs auf Tour und mit Menschen: Kein, wenig oder zu viel Wasser – Wasser strahlt aus und bestimmt vielfach den Verlauf und Ablauf einer Tour.
Wieviel Wasser braucht ein Mensch
Mindestens Trinkmenge pro Tag ist 1.5 Liter Wasser pro erwachsene Person. Das ist ein grober Richtwert. Je nach Situation kann sich die Menge allerdings um ein Vielfaches erhöhen. Sport, Sonne und heisses Wetter kann die Menge um ein zwei-, drei- gar vierfaches erhöhen. Auch Alter, Geschlecht, Grösse, Gewicht spielen eine Rolle. 1,5 Litern ist deshalb nur ein Anhaltspunkt.
Berührt man die Zivilisation kann Wasser unterwegs beschafft z.B. durch einkaufen in Geschäften oder Restaurants, Abfüllen in öffentlichen Toiletten, an Brunnen usw. Es braucht dann Planung, damit die Beschaffung «rechtzeitig» erledigt wird.
Anders verhält es sich, wenn man autark und tagelang ausserhalb der Zivilisation unterwegs ist. Jetzt wird die Beschaffung anspruchsvoller.
Zwei Grundregeln
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Wasser ist lebensnotwendig - wichtiger als feste Nahrung
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Auf mehrtätigen Touren kann nicht alles Wasser mitgetragen werden
Was bedeutet das?
Ohne Wasser (je nach Umgebung) sind wir nur kurze Zeit lebensfähig. Die Leistungsfähigkeit leidet und weitere körperliche Funktionen werden eingeschränkt. Das Gewicht von Wasser beschränkt die Mitnahme im Tourengepäck. Es ist nicht möglich, neben all dem anderen Material, den Wasservorrat für eine mehrtägige Tour mitzutragen. Auf einer mehrtätigen Tour ohne Zivilisationsberührung muss man sich also unterwegs Wasser beschaffen. Daraus entstehen folgende Fragen:
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Wie finde ich Wasser?
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Wie stelle ich fest, dass das Wasser trinkbar ist?
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Wie entkeime ich Wasser?
Einordnung
Die folgenden Hinweise und Beschreibungen beziehen sich auf die nördliche Hälfte der Erde und in weiten Teilen Süd-Süd-Amerikas). Reise- und Tourengebiete in anderer Umgebung (z.B. Wüste, Steppe, Trockenlandschaften) beruhen auf spezialisiertem Wissen und viel Erfahrung. Sie werden hier nicht beschrieben.
Die Ausführungen beziehen sich auf Oberflächenwasser. Unter der Erde ist ebenfalls Wasser vorhanden. Das finden wird folgend nicht ausgeführt, weil es viel Erfahrung benötigt und Energie verbraucht. Besser ist es, sich vorher gut zu informieren – siehe unten.
Wasser finden
Beschaffungsmöglichkeiten in der nördlichen Hemmisphäre können als Beispiel sein:
Fluss, Bach, See, Teich, Regenwasser / Tümpel, Wasserlöcher
Vorbereitung heisst Informieren
Auch in der nördlichen Hemisphäre gibt es Gegenden, wo Wasser schlecht zu finden ist. Es ist zwingend sich im Vorfeld zu informieren. Auch zur Qualität des Wassers. Beste Informationsquellen sind:
Erkundigen bei Einheimischen
Andere Trecker am Start / Ziel
Konsultiere das Internet (Foren, Bloggs)).
Auch sind Wasserstellen in Fachbüchern oder Landkarten eingetragen - Allerdings können diese Informationen veraltet sein.
Die Suche unterwegs
Erkundige Dich auch, wenn Du schon unterwegs bist – das sind die aktuellsten Infos: Erkundigen bei anderen Treckern
Karte / App konsultieren: Wo sind Orte / Liegenschaften um Wasser zu beschaffen
Karte / App konsultieren: Wo sind mögliche Wasserstellen. Auf Karten sind kleine Wasserläufe, Quellen, Sumpfgebiete in blauer Farbe eingetragen. Aber auch Brücken, welche oftmals über Wasserläufe gebaut werden (wenigstens führen diese zu Menschen).
Sehen: Von Hügeln, Höhen aus, die Landschaft absuchen: Wasserläufe, Seen, besonders grüne Stellen, Lichtreflexe bei Sonnenschein können auf Wasser hindeuten
Hören: Wasser macht Geräusche gerade Bäche in den Bergen.
Tipps
Täler wurden von Wasser geformt. Täler folgen – Chance auf Wasser/Menschen.
Dichte auffallend Grüne Vegetation deutet auf Wasser hin.
In Felsen und Felsspalten sammelt sich manchmal Wasser.
Wasservögel (Flug beobachten) deuten häufig auf Wasser hin
Bestimmte Pflanzen wie Birken, Pappel, Weiden sind Wasserindikatoren.
Sammeln
Regenwasser sammeln (Poncho oder Plane spannen und am tiefsten Punkte ein Gefäss platzieren)
Tau sammeln (leichtes Tuch ins nasse Gras legen – ausdrücken)
Schnee und Eis schmelzen und nicht direkt einnehmen (verbraucht viel Energie).
Tipps:
Fülle Deinen Wasservorrat bei jeder Gelegenheit auf.
Wenn der Wasservorrat zu Ende geht, dann sich um Ersatz kümmern – nicht erst am Abend oder wenn man nicht mehr Leistungsfähig ist
Schaue dass Du immer eine Alternative hast – Ausweichen, wenn notwendig
Trinkbares Wasser erkennen
Wie stelle ich fest, dass das Wasser trinkbar ist
Je weiter in der Natur du bist, umso sicherer ist das Wasser. Dies, weil die Umwelteinflüsse kleiner sind. Nur gibt es keine Garantien. Du musst die jeweilige Situation prüfen.
Folgend eine kleine Richtlinie:
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Je mehr in der Natur desto besser.
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Je näher an der Quelle desto besser – direkt aus der Quelle am Idealsten.
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Bei Bergbächen beachten ob oberhalb Viehweiden sind – Dünger, Keime vielleicht Kadaver im Bach.
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Schnell fliessende Gewässer sind langsam fliessen vorzuziehen.
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Kaltes Wasser.
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Klares Wasser.
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Moosbewachsene Steine.
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Kleine Seen mit Ein- und Ausfluss sind sicherer als Teiche ohne Abflüsse.
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Grössere Seen sind möglich – Wasser muss aber entkeimt/abgekocht werden – die Verschmutzung ist wahrscheinlich und nicht sichtbar.
Faktoren, welche auf eine Verschmutzung hinweisen können:
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Ufer mit Brennesseln und Pestwurz (Weidetiere, Phosphor)
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Algen (Dünger)
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Orte, Industrie oberhalb oder entlang dem bisherigen Bachlauf
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Restwasser in Tümpeln oder Felsspalten
Was im Wasser ist ungünstig?
Schwebstoffe und Trübungen
Ungelöste Partikel und Sedimente
Landwirtschaftliche Hilfsstoffe: Wie z.B. Düngemittel, Pestizide oder Herbizide
Mikroorganismen:
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Bakterien wie z.B. E-Coli oder Salmonellen (Größe ca. 0,2 – 5 Mikron)
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Viren wie z.B. Hepatitis A (Größe ca. ~0,02 – 0,2 Mikron)
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Protozoen wie z.B. Giardia (Größe ca. 1 – 15 Mikron)
Wasser entkeimen
Die Art der Entkeimung hängt von der Art des Vorhabens und der entsprechenden Umgebung ab. Je nach Landschaftsbeschaffenheit, Wasserverfügbarkeit, Länge und Herausforderung einer Tour kann eine Kombination der folgenden Möglichkeiten die ideale Lösung sein.
Abkochen
Abkochen ist einfach, sicher und bewährt. Gleichzeitig aber zeitaufwändig. Das Wasser wird rund 10 Minuten gekocht um möglichst viele Verunreinigungen zu entfernen. Kann gut für heisse Getränke verwendet werden. Sonst muss es wieder abgekühlt werden.
Notwendig ist Feuerholz, ein Gefäss wie Pfanne oder Krug. Oder alternativ ein Kocher mit Gefäss. Beachten: Brennstoffverbrauch ist hoch.
Wirkt nicht gegen chemische Verunreinigungen, Gifte und Schwermetalle.
Chemie
Die Anwendung ist sehr einfach. Die Substanzen werden in Tablettenform mitgeführt und sind leicht im Gewicht (100g) und leicht zu transportieren. Am bekanntesten ist Micropur (Original/Forte).
Durch den chemischen Vorgang werden Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Pizle abgetötet. Die Dosierung ist einfach. Die Einwirkung dauert.
Chemische Wasserreinigungs-Tabletten werden idealerweise eingesetzt, wenn man auf der «sicheren Seite» sein will d.h. Wasser ist klar ist und nicht sichtbar verschmutzt. Oder wenn Wasser konserviert werden soll (länger haltbar durch die chemische Reinigung).
Gereinigtes Wasser kann ein wenig chemisch schmecken.
Anwendung: Beachte die Anleitung des jeweiligen Produktes.
Schwebestoffe entfernt man durch einfache Filterung nach dem chemischen Vorgang z.B. mit einem Tuch.
Chemische Reinigung hat einen unangenehmen Beigeschmack (je höher die Dosierung desto mehr). Allenfalls Geschmackstoffe beifügen.
UV-Licht
Durch ultraviolette Strahlung werden 99,9 Prozent aller Bakterien, Viren und Keime im verschmutzten Wasser inaktiviert. Die UV-Strahlung erfolgt durch ein kleines Gerät, welches ins Wasser getaucht wird. Der Vorgang ist einfach auszuführen und schnell. Das Gerät ist leicht (ca. 100g). Allerdings müssen zusätzlich Batterien mitgeführt werden. Pro Batterieladung können je nach Gerät bis 100 Liter entkeimt werden. Funktioniert vor allem bei klarem Wasser zuverlässig. Trübes Wasser behindert die Wirksamkeit. Trübstoffe und Chemiekalien werden nicht entfernt, dass heisst diese Teile müssen auf andere Art z.B. Tuch entfernt werden. Geruch und Geschmack des Wassers werden nicht tangiert.
Wasserfilter / Mechanische Pumpe
Mittels Pumpe wird das Wasser durch einen Filter geführt. Der Filter besteht aus unterschiedlichen Inhalten (je nach Filter) wie z.B. Aktivkohle, Keramik. Schadstoffe werden durch den Filter ausgeschieden. Ideal sind Filter mit einer Mischung zwischen z.B. Aktivkohle und Keramik. Der Filter ist einfach bedienbar, zuverlässig und meistert schnell eine grössere Menge Wasser. Nach einer definierten Betriebsdauer muss der Filter gewechselt werden (meistens nach ca. 2’000l). Geeignet ist der Filter bei stärker verschmutztem Wasser, Viren werden aber nicht herausgearbeitet. Auf der Tour ist das relativ hohe Gewicht zu beachten.
Mikrofilter halten durch ihre mikroskopisch kleinen Poren (Porengröße 0,2 bis 0,4 Mikrometer) Erreger und Schwebstoffe mechanisch zurück. Der Großteil der Erreger – darunter Bakterien, Ein- und Mehrzeller – passen nicht durch die Poren und bleiben stecken. Kleinste Erreger – wie zum Beispiel Viren – können aber nach wie vor durchdringen, sofern diese nicht zusätzlich anderwärtig eliminiert werden.
Wasser transportieren
Unterwegs
Persönlich Wasserflasche: Verwende eine persönliche Wasserflasche. Dann ist sie in der Gruppe gut erkennbar und es gibt keine Verwechslungen.
Wassersack in Rucksack oder Weste. Geeignet auf leichten Touren / Tagestouren.
Wasssersäcke: Modelle im Fachhandel erhältlich. Eignen sich zum Transport und im Camp.
Lager / Camp
Wassersäcke gibt es in unterschiedlichen Grössen und Materialien. Sie eignen sich gut und können auch gut platziert werden Bsp: Aufhängen an Baum.
Der Transport von einer Wasserquelle (Bsp: Bach) zum Lager mit Krügen und Pfannen, welche auch zum Kochen benutzt werden.